Nach über 15 Jahren zuverlässiger Begleitung durch diverse Synology-NAS-Systeme – zuletzt eine DS218+ – stand bei mir ein größerer Wechsel an: Die betagte Hardware kam zunehmend an ihre Grenzen, die CPU-Generationen wirkten altbacken und der Spielraum für zukünftige Erweiterungen war limitiert.
Mit dem UGREEN DXP4800 Plus wagte ich den Schritt zu einem neuen Ökosystem, das auf moderne Hardware setzt und zugleich deutlich mehr Freiheit bei der Wahl des Betriebssystems bietet.
In diesem Erfahrungsbericht zeige ich, was mich zum Umstieg bewegt hat, wie UGOS im Vergleich zu Synology DSM dasteht, welche Funktionen im Ugreen-Ökosystem (noch) fehlen und wie alternative Betriebssysteme wie TrueNAS ins Bild passen – inklusive eines technischen Vergleichs Btrfs vs. ZFS.
1. Warum der Umstieg? – Von solider Erfahrung zu moderner Hardware
1.1 Synology: Software-Top, Hardware Flop?
Synology ist seit Jahren bekannt für seine ausgezeichnete Software – das DiskStation Manager (DSM) Betriebssystem ist intuitiv, stabil und funktionsreich.
Doch in den letzten Gerätegenerationen fiel mir zunehmend auf:
- altmodische oder wenig performante CPUs
- RAM nicht oder nur begrenzt erweiterbar
- Hardwarefeatures (z. B. PCIe) eingeschränkt
Gerade wer mehr möchte – etwa Container, VMs oder moderne Medienlösungen – stößt schnell an Grenzen.
1.2 UGREEN DXP4800 Plus: Ein Hardware-Upgrade
Mit dem DXP4800 Plus bietet Ugreen:
- moderne Intel-Prozessoren
- mehr RAM und echte Erweiterbarkeit
- PCIe-Slot
- schnellere Ports
- offene Plattform für alternative Betriebssysteme
Das war für mich ein Hauptargument – denn die Hardware ist spürbar leistungsfähiger als bei vielen vergleichbaren Synology-Modellen.
2. UGOS vs. Synology DSM – Ein Vergleich
2.1 Software-Reife: DSM seit Jahren gewachsen vs. UGOS im Aufbau
Hier zeigt sich die größte Differenz:
DSM ist über ein Jahrzehnt gereift. UGOS ist neu, ambitioniert, aber noch lange nicht vollständig – und das merkt man insbesondere bei grundlegenden Administrator-Features.
Im Folgenden gehe ich auf alle Funktionen ein, die mir im Alltag im Vergleich fehlen.
3. Fehlende Funktionen in UGOS im Detail
Ich gliedere die Punkte nach Themenbereichen, um die Unterschiede klarer zu machen. Hierbei ist wichtig dass dies meine persönlichen Schmerzpunkte sind. Es gibt hier mit Sicherheit noch weitere, individuelle Features.
3.1 Netzwerk & Monitoring
Kein Custom DynDNS Dienst möglich
Synology erlaubt die Einbindung beliebiger DynDNS-Anbieter und unterstützt eine breite Liste ab Werk.
UGOS hingegen ist hier noch sehr eingeschränkt – einige Default-Provider sind vorhanden, aber keine manuelle Konfiguration.
Für viele Admins, die eigene Domains oder besondere Anbieter nutzen möchten, ist das ein klarer Nachteil.
Syslog-Forwarding fehlt
Ein zentrales Logging ist in professionellen Umgebungen Standard.
DSM kann:
- Systemlogs via Syslog schicken

UGOS dagegen bietet noch keinerlei Syslog-Forwarding. Damit fehlen zentrale Audit-Möglichkeiten – besonders gravierend im Business-Umfeld.
SNMP nicht verfügbar
DSM ermöglicht SNMP v1/2/3, was:
- Monitoring per Zabbix/PRTG/CheckMK
- Hardwarestatus-Überwachung
- Temperatur-/Lüfter-/RAM-Monitoring
erlaubt.

UGOS bietet kein SNMP.
Damit entfällt eine weitere wichtige Säule des IT-Monitorings.
Fazit Netzwerk & Monitoring:
UGOS ist hier noch weit hinter DSM – kein Syslog, kein SNMP, eingeschränktes DynDNS.
3.2 Sicherheit & Authentifizierung
Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) eingeschränkt
Während DSM ein ausgereiftes 2FA-System besitzt, sieht es bei UGOS noch mager aus:
- Keine YubiKey-Unterstützung
- Keine Push-Authentifizierung
- nur rudimentäres TOTP vorhanden
Kein Enforcement von 2FA für AD-Gruppen
DSM erlaubt:
- verpflichtende 2FA
- Regeln pro Benutzer oder AD-Gruppe
- Integration in das interne Synology Directory Server
UGOS kennt aktuell kein 2FA-Enforcement.
Gerade im Unternehmensumfeld ist das ein massiver Sicherheitseinbruch.
Kein SSO/OIDC/SAML
Synology bietet sogar:
- eigenen SSO-Server
- Integration via OIDC oder SAML
- Nutzung als Identity-Provider

UGOS dagegen: keinerlei SSO-Mechanismen.
Fazit Security:
UGOS wirkt hier eher “consumer-orientiert”. Business-Security fehlt noch fast vollständig.
3.3 Verwaltung & Automatisierung
Synology Aufgabenplaner – in UGOS nicht vorhanden
Der DSM-Aufgabenplaner ist flexibel:
- Cronjobs über UI
- Skripte ausführen
- Backups automatisieren
- Dienste neu starten

UGOS bietet bisher keine integrierte Cron-Verwaltung.
Eigenständige Cronjobs sind natürlich per Terminal möglich – aber nicht GUI-basiert.
Fehlende App-Berechtigungen
In DSM lässt sich genau definieren:
- welche App auf welche Ordner zugreifen darf
- welche Services pro User erlaubt sind

UGOS kennt diese Ebene nicht.
Apps laufen weitgehend ohne isoliertes Berechtigungsmodell.
Aggregationportal (DFS-ähnlich) fehlt
Synology bietet ein Aggregationsportal:
- zentralisierte Freigabe-Übersicht
- mehrere NAS-Systeme unter einem Namespace
- SMB-Erweiterungen ähnlich zu Microsoft DFS
UGOS bietet keine vergleichbare Lösung.
3.4 Backup & Office-Integration
Active Backup for Business fehlt
Synologys „Active Backup for Business“ (ABB) ist sehr mächtig:
- Office 365 Backup
- Google Workspace Backup
- VMware/Hyper-V Backup
- Bare-Metal-Backups
- inkrementelle Sicherungen

UGOS hat keinen vergleichbaren Funktionsumfang.
Hier ist Synology weiterhin Marktführer.
3.5 Medien & Benutzeroberfläche
Foto-Management: Synology Photo Station überlegen
DSM bietet:
- Synology Photos
- mobile Apps
- Alben, Sharing, Auto-Backup
UGOS hat zwar Foto-Lösungen, aber:
- weniger KI-Features
- UI schwächer
- keine so ausgereifte App-Integration
Branding der WebGUI
DSM erlaubt:
- eigenes Logo
- eigene Farben
- angepasste Login-Seite
UGOS unterstützt bislang, bis auf ein Hintergrundbild, kein Branding.
Web Station inkl. Reverse Proxy
DSM bietet:
- Apache / Nginx Hosting
- Reverse Proxy Manager
- Let’s Encrypt Integration

UGOS bietet noch kein vergleichbares Webserver-Framework.
4. UGOS: Was überzeugt trotz der Defizite?
Nach zwei Wochen intensiver Nutzung von UGOS zeigt sich ein differenziertes Bild:
Ja, es fehlen Funktionen, die man von DSM gewohnt ist. Aber gleichzeitig überrascht UGOS an vielen Stellen positiv – gerade dort, wo man es vielleicht nicht erwartet.
Und genau diese Punkte sorgen dafür, dass ich aktuell nicht zurück zu Synology möchte.
4.1 Vorbildliche, eingebaute Docker-Verwaltung
Einer der größten Pluspunkte von UGOS ist die integrierte Docker-Verwaltung – und das meine ich ausdrücklich positiv überrascht.
Was UGOS hier richtig macht:
- moderne, übersichtliche Weboberfläche
- Erstellung und Verwaltung von Containern ohne Frickelei
- klare Port-, Volume- und Umgebungsvariablenverwaltung
- Logs und Status direkt einsehbar
- sauberes Start/Stop/Restart-Verhalten
- deutlich weniger Einschränkungen als bei DSM
Im direkten Vergleich wirkt die Docker-Integration bei Synology inzwischen fast etwas angestaubt.
UGOS ist hier klar auf moderne Self-Hosting-Szenarien ausgelegt und lädt förmlich dazu ein, Services selbst zu betreiben.

Gerade in Kombination mit der leistungsstarken Hardware ist das ein riesiger Vorteil – denn viele der fehlenden UGOS-Features lassen sich so besser und flexibler abbilden als mit integrierten DSM-Apps.
4.2 Moderne, vollwertige Mobile App
Ein weiterer Punkt, der mir im Alltag positiv aufgefallen ist:
Die UGOS App für mobile Endgeräte.
Was hier überzeugt:
- modernes, aufgeräumtes Design
- sehr reaktionsschnell
- nahezu voller Funktionsumfang
- Verwaltung, Monitoring, Dateien, Apps – alles mobil möglich
- kein „abgespecktes Beitool“, sondern echte Administration
Viele NAS-Apps bieten mobil nur Teilfunktionen oder sind primär auf Medienkonsum ausgelegt.
UGOS geht hier einen anderen Weg: Das NAS lässt sich mobil fast genauso bedienen wie am Desktop.
Gerade für kurze administrative Aufgaben zwischendurch ist das extrem angenehm – und spürbar zeitgemäßer als viele der etablierten NAS-Apps.
4.3 Spürbar schnelle Hardware – an jeder Ecke
Die Hardware des UGREEN DXP4800 Plus macht sich im Alltag ständig bemerkbar:
- das Webinterface reagiert sofort
- Apps starten ohne Verzögerung
- Container kommen schnell hoch
- Dateioperationen laufen flüssig
- parallele Aufgaben bremsen sich kaum aus
Hier wird deutlich, wie sehr moderne CPUs und ausreichend RAM den Gesamteindruck prägen.
Im Vergleich zur DS218+ fühlt sich das System nicht einfach nur schneller, sondern insgesamt entspannter an – als hätte man endlich wieder Luft nach oben.
Das ist ein psychologisch nicht zu unterschätzender Faktor: Man hat nicht ständig das Gefühl, an Hardwaregrenzen zu stoßen.
4.4 Reibungslose Dateimigration – überraschend unspektakulär
Ein Punkt, vor dem viele beim NAS-Wechsel Respekt haben, ist die Datenmigration.
In meinem Fall verlief diese völlig problemlos:
- Übertragung großer Datenmengen ohne Abbrüche
- keine Dateifehler
- keine beschädigten Metadaten
- Freigaben ließen sich sauber neu strukturieren
Die Migration war so unspektakulär, wie man es sich wünscht – einschalten, kopieren, fertig.
Gerade bei vielen Terabyte an Daten ist das keine Selbstverständlichkeit und ein klarer Pluspunkt für Ugreen.
5. Alternative Betriebssysteme: TrueNAS & Co.
Da UGREEN die freie Wahl des OS erlaubt, habe ich mir auch Alternativen angesehen:
- TrueNAS SCALE (Linux + ZFS)
- TrueNAS CORE (FreeBSD + ZFS)
- Unraid
- OpenMediaVault
Für mich besonders interessant: TrueNAS – aber ZFS ist sowohl Vor- als auch Nachteil zugleich.
6. Btrfs vs. ZFS – Der technische Vergleich
6.1 Btrfs (Synology)
Vorteile:
- Snapshots
- Copy-on-Write
- geringe RAM-Anforderungen
- sehr gute Performance bei Alltags-Workloads
- gut in DSM integriert
Nachteile:
- weniger robust als ZFS
- kein eingebautes RAID-Recovery wie ZFS
- weniger End-to-End-Checksummen
6.2 ZFS (TrueNAS)
Vorteile:
- End-to-End Checksumming
- extrem robust
- Scrubbing
- Selbstheilung von Daten
- sehr leistungsstark bei Serverlasten
Nachteile:
- extrem RAM-hungrig (1 GB RAM pro TB Empfehlung)
- höherer Stromverbrauch, da ZFS ständig aktiv ist
- ZFS-Pools schwer nachträglich erweiterbar
- komplexe Verwaltung
6.3 Fazit Btrfs vs. ZFS
Für meinen persönlichen Use-Case:
- privater NAS-Betrieb
- Medien, Backups, Fotos
- moderate Last
- Fokus auf Energieeffizienz
…ist Btrfs völlig ausreichend – und ZFS unnötig ressourcenintensiv.
ZFS lohnt sich eher für:
- Enterprise-Umgebungen
- VM-Storage
- hohe IOPS-Workloads
- kritische Datenhaltung
Daher bleibt TrueNAS für mich interessant, aber nicht praxistauglich für meinen Einsatzzweck.
7. Fazit: Lohnt sich der Wechsel?
Der Umstieg auf das UGREEN DXP4800 Plus hat mir gezeigt:
- Hardware: klarer Fortschritt
- Flexibilität: riesiger Vorteil gegenüber Synology
- UGOS: vielversprechend, aber im professionellen Einsatz noch unreif
Wer Wert auf perfekte Softwareintegration, Backup-Ökosysteme und Security legt, ist mit DSM derzeit weiterhin besser bedient.
Wer dagegen moderne Hardware, freie OS-Wahl und Zukunftspotenzial sucht, findet in Ugreen ein starkes Fundament – muss aber aktuell mit spürbaren Feature-Lücken leben.